
In den letzten Jahren haben viele chinesische Eltern versucht, ihre Kinder zum Studium ins Ausland zu schicken, in der Hoffnung auf eine westliche Ausbildung. Überraschenderweise ziehen chinesische Familien im Ausland jedoch zunehmend in Erwägung, ihre Kinder für eine Ausbildung nach China zurückzuschicken. Dieser umgekehrte Trend zum Auslandsstudium ist unter eingewanderten Eltern zu einem heiß diskutierten Thema geworden.
Ein Beispiel hierfür ist Frau Hu, die seit vielen Jahren in Großbritannien arbeitet. Als ihr jüngerer Sohn gerade zweieinhalb Jahre alt war, schickte sie ihn für ein Jahr in den Kindergarten zurück nach China.
Frau Hu erklärte, sie habe diese Entscheidung vor allem getroffen, damit ihr Sohn Chinesisch lernen könne. Die Rückkehr ihres Sohnes nach China ermöglichte ihm, in einem starken familiären Umfeld bei seinen Großeltern und seinem Vater zu leben und gleichzeitig die traditionelle chinesische Kultur kennenzulernen.
Der Hauptgrund, Kinder nach China zurückzuschicken, ist, Mandarin zu lernen. Laut Frau Hu konnte ihr Sohn bei seiner Abreise nach China nur ein paar einfache Wörter sprechen. Nach seiner Rückkehr nach Großbritannien hatte er sich jedoch deutlich verbessert und konnte sogar einige klassische chinesische Gedichte rezitieren.
Dieser Trend zeigt sich auch in der steigenden Beliebtheit von Sommercamps zum Thema „Wurzelsuche“ für chinesische Studenten im Ausland.

Im Sommer nehmen viele chinesische Studierende in Großbritannien an diesen Camps teil, wo sie Freundschaften schließen und ihr Verständnis für China vertiefen können. David, der bald sein zweites Jahr an der Universität Cambridge beginnt, ist kürzlich von einem solchen Camp zurückgekehrt. Er berichtete, dass Studierende aus Shanghai und Taiwan an den Aktivitäten teilgenommen hätten und diese Erfahrung seine Chinesischkenntnisse deutlich verbessert habe. Für viele Auslandschinesen der zweiten Generation ist die Teilnahme an diesen Camps ein wichtiger Bestandteil des Mandarin-Lernens geworden.
Das große Dilemma: Bleiben oder zurückgehen?
Sollten Kinder eine chinesische oder eine westliche Ausbildung erhalten? Viele chinesische Familien im Ausland stehen vor diesem Dilemma.
Frau Liu, die in die USA eingewandert ist und ein Kind in der Grundschule hat, erwägt, ihr Kind zurück nach China zu schicken, um eine solide akademische Grundlage zu schaffen. Sie ist überzeugt, dass das amerikanische Bildungssystem Freiheit und Offenheit betont und die Kreativität von Kindern fördert. Das chinesische Bildungssystem hingegen legt den Schwerpunkt auf Grundlagenwissen, insbesondere in Fächern wie Mathematik, die an chinesischen Grundschulen auf einem höheren Niveau unterrichtet werden als an amerikanischen, wo solche Themen oft erst in der Mittelstufe behandelt werden. Frau Liu ist sich nicht sicher, ob sie ihrem Kind eine unbeschwerte Kindheit ermöglichen oder sich lieber auf den Aufbau einer soliden akademischen Grundlage konzentrieren soll, um Gleichaltrigen im Ausland voraus zu sein.

Darüber hinaus kehren die meisten Auslandschinesen der zweiten Generation, auch wenn sie eine Zeit lang in China studieren, letztendlich in Länder wie Großbritannien oder die USA zurück. Die Eltern machen sich Sorgen, ob ihre Kinder sich an die erheblichen kulturellen Unterschiede zwischen China und ihrem derzeitigen Heimatland anpassen können.
Frau Wang, eine Immigrantin in Großbritannien, steht vor dieser Entscheidung, da ihr Kind bald im Grundschulalter ist. Sie hatte eine Zeit lang überlegt, ihr Kind nach China zurückzuschicken, entschied sich aber letztendlich dagegen, da sie die unbekannten Risiken fürchtete. „Die chinesische Grundschulbildung ist solide, und Kinder im gleichen Alter sind bereits gut in Mathematik. Es macht mir Sorgen, wenn mein Kind hinter seinen Altersgenossen in China zurückfällt. Aber es nach China zurückzuschicken, ist mit komplizierten Formalitäten verbunden. Und was passiert, wenn es zurückkehrt und sich wieder an das Leben in Großbritannien gewöhnen muss?“
Experten weisen darauf hin, dass sich die Bildungsphilosophien und Werte Chinas und des Westens erheblich unterscheiden. Kinder können diese Unterschiede nur schwer einschätzen, was ihre geistige Entwicklung beeinträchtigen kann, wenn sie in solch gegensätzlichen Umgebungen aufwachsen.
Kompetenzen erwerben und Beschäftigungsaussichten verbessern
Xu Yun, eine Chinesin der zweiten Generation aus den Philippinen, interessierte sich schon immer für die chinesische Kultur. 2010 traf sie die wichtige Entscheidung, an einer Universität in China zu studieren. Ihre Geschichte spiegelt die Erfahrungen Tausender chinesischer Studierender aus dem Ausland wider, die nach China strömten. Statistiken zeigen, dass die Zahl der internationalen Studierenden in China 2011 über 290.000 lag und 2012 bereits 328.000 erreichte, wobei ein großer Teil dieser Studierenden chinesischer Abstammung war.
Der Grund für das Studium chinesischer Studenten in China lässt sich auf zwei Hauptgründe reduzieren: Entweder interessieren sie sich für die chinesische Kultur oder sie möchten Mandarin lernen, um ihre Berufsaussichten zu verbessern.

„China wächst rasant auf der Weltbühne, und der heimische Arbeitsmarkt bietet viele Möglichkeiten. Deshalb habe ich mich für ein Studium hier entschieden. Auch wenn ich nicht in China arbeite, verschafft mir Mandarin-Kenntnisse einen Vorteil bei der Jobsuche in der Heimat“, sagte Daisy, eine in Brasilien geborene und aufgewachsene chinesische Studentin. Um ihre Chinesischkenntnisse zu verbessern, entschied sie sich für ein Studium in China. „Das Studium hier ist faszinierend – ich kann nicht nur das wahre China sehen und erleben, sondern überlege auch, hier zu arbeiten. Mein Studium in China wird mir zweifellos helfen, einen guten Job zu finden.“
Der Trend, Kinder zur Ausbildung nach China zurückzuschicken, insbesondere um Mandarin zu lernen, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Ob die Teilnahme an Sommercamps, der Besuch chinesischer Universitäten oder einfach das Eintauchen in die chinesische Kultur – diese Erfahrungen helfen der zweiten Generation von Auslandschinesen, ihre Bindungen zu ihrer angestammten Heimat zu stärken und Türen für zukünftige Chancen zu öffnen.